Grausgruber, Manfreda Maria (1878-1967)

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Grausgruber, Manfreda Maria (1878-1967)
Geboren 03.07.1878 (Haag am Hausruck)
Verstorben 02.01.1967 (Krankenhaus Wels)
Vater Josef
Orden SCSC (Linz)
Profess 22.04.1902
Heimatdiözese Linz

Lebensabschnitte

Ihr Vater Josef war Bäckermeister. Beide Eltern starben neun Tage nach ihrer Geburt; die Mutter in einem Brand und der Vater beim Schlag, als er davor erfuhr. Sr. Manfreda wuchs im Pfarrhuas von Geboltskirchen auf. Pf. Bodingbauer übernahm die Verantwortung für sie. Am 02.11.1899 ging sie zu den Kreuzschwestern nach Linz und wurde am 17.04.1901 eingekleidet. 1914-1919 wirkte sie im k.u.k. Marodenhaus in Wels. 1919 beginnt sie die Privatpflege (Besuch von meist bedürftigen Patienten in ihren Privatwohnungen) in Salzburg. 1929 kam sie ins Kolleg St. Benedikt. 1959 verließ sie Salzburg und ging in den Ruhestand.

Sie leistete Krankenpflege bei den Salzburger Erzbischöfen Rieder und Waitz. Rückblickend auf ihr Leben hilet sie fest, dass sie 15 Ungäubige am Sterbebett zu Gott zurückgeführt, 133 Priester während ihrer Ausbildung finanziell unterstützt und neun Jahre im Kolleg St. Benedikt gewirkt habe.

Sie stand im Briefwechsel mit Erzherzog Otto; Briefe sind im Nachlass enthalten.

Schwester Manfreda, der „Engel von Salzburg“

Ein Zeitzeuge berichtet

Thomas Michels veröffentlichte am 04.01.1967 in der Volkszeitung folgenden Nachruf:

Worte genügen nicht um auszusprechen, was die am Montag, 2. Jänner, im Allgemeinen Krankenhaus zu Wels im 88. Lebensjahr verstorbene Schwester Manfreda an Gutem in dieser Welt und vor allem in Salzburg aus selbstloser Liebe ihren Mitmenschen getan hat Mit 16 Jahren trat sie, die Oberösterreiche-rin, die frühzeitig ihre beiden Eltern verloren hatte, und von der Mutter ihres „hochwürdigen Herrn Ziehvaters“, eines verehrungswürdigen Geistlichen, aufgezogen worden war, bei den Kreuzschwestern in Linz ein. Schon als junge Schwester meldete sie sich freiwillig unter Lebensgefahr zum Dienst in einem Spital für typhuskranke Soldaten. Nachher leitete sie ein großes Spital für verwundete Soldaten in Wels. Für ihre dortige Tätigkeit wurde sie von Kaiser Karl persönlich dekoriert. Anfang der zwanziger Jahre kam sie zu den Kreuzschwestern nach Salzburg, die damals noch in einem Haus gegenüber dem Peterskeller wohnten und später ins Nonntal übersiedelten. Mit der rühmlich bekannten, längst verstorbenen Schwester Rolanda teilte sie sich in die Nachtwachen bei den Kranken der Stadt 1928 kam sie auf Ersuchen des damaligen Spirituals, P. Benedikt Baur, des späteren Erzabtes von Beuron, in das Benediktinerkolleg bei St Peter als Krankenschwester für die Professoren und Alumnen. Was sie dort nicht nur für die Hausinsassen, sondern für viele bedürftige Studenten, Kranke und Arme aus Stadt und Land Salzburg bis zu ihrer Übersiedlung 1960 nach Wels in sorgender Liebe geschenkt hat, weiß Gott allein. Wievielen Theologen sie den Weg zum Priestertum erleichterte, wievielen Berufenen sie die Aufnahme in einen Orden ermöglichte, steht im Buch des Lebens. Morgens um 5 Uhr stand sie, oft nach einer Nachtwache, schon vor dem Tor von St Peter, um der Heiligen Messe beizuwohnen, und ihr Offizium zu beten. Um 6.15 Uhr war sie schon in ihren Krankenstuben im Kolleg, wo sic den ganzen Tag für jeden, der anklopfte, zu sprechen war. Wie sie die Mittel zu Ihrer reichen Liebcstätigkeit bekam, grenzte ans Wunderbare. War sie in Not, so wandte sie sich an ihre Heiligen, die Muttergottes, den hl. Josef, den hl. Papst Plus X. und den Pfarrer von Ars. Ihre Frömmigkeit war einfach und nüchtern, Skrupel kannte sie nicht. Mißbrauchte man ihre Hilfe, so nahm sie das großzügig hin. Welch dankbares Andenken ihre Sorge hinterließ, bezeugten die polnischen Theologen vom Ende des Zweiten Weltkrieges, die ihr noch jahrelang schrieben. Ihre große Korrespondenz mit den vielen Wohltätern, die ihr bei ihrem Liebeswerk halfen, hielt bis zu ihrem Lebensende an. Selbst als sie in ihren letzten Jahren im Welser Krankenhaus keinen Studenten mehr als „Sekretär“ zur Verfügung hatte, setzte sie doch ihre weite Korrespondenz mit eigener Hand fort Ihre letzte geistliche Freude war die Primiz eines ihrer Schützlinge im Trappistenkloster Engelszell im Sommer 1966. Längst vor dem Vatikanischen Konzil hat sie die „Öffnung der Kirche zur Welt“ praktisch betätigt. Daß der überaus selbständigen Natur einer in jeder Lage gewissenhaften Ordensfrau die Möglichkeit dazu gegeben wurde, ehrt ihre einsichtigen Oberen. Als mir die damalige Generaloberin im Kloster Ingenbohl in der Schweiz vor Jahren sagte: „Zwei Schwestern Manfreda wären schwer zu ertragen“, konnte ich ihr aus voller Überzeugung antworten: „Lassen Sie sie nur ihre von Gott gegebene Aufgabe in der Welt erfüllen. Sie tut nur Gutes.“ Die ewige Vergeltung dafür wird sie schon empfangen haben. Univ.-Prof. Dr. P. Thomas Michels OSB

Dokumente aus dem Nachlass

  • KlostArch_SCSC_oös_01_5_1182
  • ProvArch_SCSC_pem_oös_5.9.