Grembs, Franz Oswald von (1623–1658): Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 10. Juli 2019, 09:01 Uhr

Grembs, Franz Oswald von (1623–1658)
Geboren 08.12.1623 (Taufdatum) (München)
Verstorben 11.10.1658 (Begräbnisdatum) (Freiburg im Breisgau)
1. Ehe Ursula Veronika Schlegel
Vater Georg von Grembs
Mutter Maria Maximiliana Mermann von Schönburg

Franz Oswald von Grembs entstammte einer 1620 geadelten Ärztefamilie. Sein Vater Georg Grembs hatte an den Fürstenhöfen von Graz, Warschau und München gewirkt und Maria Maximiliana, Tochter des bayrischen Leibarztes Thomas Mermann von Schönburg, geheiratet.[1] Eine Verwandte, Maria Scholastika Mermann von Schönburg, begründete im Stift Nonnberg die lange Reihe bedeutender Chorregentinnen und Kapellmeisterinnen.[2]

Franz Oswald studierte in Ingolstadt (1636) und Padua (1641). Er praktizierte in Augsburg, Freising und München, bevor er 1649 die Stelle als Stadtarzt in Salzburg bekam.[3]

Schon früh hatte er sich mit den Schriften des flämischen Arztes und Naturforschers Johan Baptista van Helmont auseinandergesetzt, der Magnetismus als Phänomen natürlicher Magie erklärte und deshalb als Ketzer verfolgt wurde. Johann Gregor von Glanz († 1662), Leibarzt Kaiser Ferdinands III., ermunterte den Salzburger Stadtarzt, den unbedenklichen Teil der Lehren Helmonts zu propagieren.[4] Dem Vorschlag folgend, publizierte Grembs 1657 die „Arbor integra et ruinosa hominis“, in welche er auch medizinische Erkenntnisse seines Vaters und Großvaters einarbeitete.[5] Das Werk zeigt die Salzburger Rezeption eines Modells der Körperfunktionen, welches sich den Archeus, - eine Art Ur-, Natur- oder Lebenskraft, - als „Werkmeister des Organismus“ vorstellt. Ausführliche Kapitel sind der Pest und der Syphilis gewidmet.[6]

Im Gegensatz zu Helmont bemühte sich Grembs erfolgreich um die kirchliche Approbation seines Werkes: Den ersten Teil genehmigte der Fürstbischof von Freising, Albrecht Sigismund Herzog von Bayern, den zweiten Teil der damalige Fürstbischof von Lavant, Maximilian Gandolph Graf von Kuenburg. Wegen dieses schlauen Vorgehens wurde er scherzhaft ein alter Ulisses, „zweiter Odysseus“ genannt.[7]

Grembs, der in Salzburg das Haus Kaigasse 7 bewohnte, starb, erst 34jährig, auf einer Reise in Freiburg im Breisgau und wurde im dortigen Münster begraben.[8]

Ehefrau und Nachkommen

Ursula Veronika Schlegel, * um 1627, † 23.3.1681 Salzburg (laut Epitaph), begr. Katharinenkapelle, Petersfriedhof (2 ∞ Dr. Franz Jakob Hug)

  1. Franz Georg
  2. Maria Anna Katharina, * 9.8.1649 Salzburg-Dompfarre TfB 4/398r, † 20.10.1649 Salzburg-Dompfarre StB 1/258
  3. Augustin Oswald, * 28.8.1650 Salzburg-Dompfarre TfB 4/416r
  4. Franz Carl, * 29.10.1651 Salzburg-Dompfarre TfB 4/437v
  5. Maria Katharina, * 25.11.1654 Salzburg-Dompfarre TfB 4/514v, † 10.6.1655 Salzburg-Dompfarre StB 1/331
  6. Maria Veronika, * 15.2.1656 Salzburg-Dompfarre TfB 4/543r

Werk

Grembs Franz Oswald von: Arbor integra et ruinosa hominis. München 1657. (Google Books)

Einzelnachweise

  1. Bauer Norbert (Hg.): Ärztebiographien (Gartner – Hartlieb) aus dem Elenchus quorundam Bavariae medicorum des Münchener Hofbibliothekars Andreas Felix von Oefele, Erlangen-Nürnberg (phil. Diss.) 1960, S. 26–39.
  2. Brandhuber Christoph: Paris Lodron und Stift Nonnberg, in: MGSL 157 (2017), S. 97–106.
  3. • Brandhuber Christoph, Tutsch-Bauer Edith: Kräuterkunst & Knochensäge. Medizin am Hof der Salzburger Barockfürsten. Mit Übersetzungen von Maximilian Fussl, Salzburg/Wien 2015 (= uni:bibliothek 5, hg. von Schachl-Raber Ursula), S. 74–81.
  4. Bauer Norbert (Hg.): Ärztebiographien (Gartner – Hartlieb) aus dem Elenchus quorundam Bavariae medicorum des Münchener Hofbibliothekars Andreas Felix von Oefele, Erlangen-Nürnberg (phil. Diss.) 1960, S. 26–39.
  5. Vgl. sechs kleinformatige Bände mit Rezepten, Konsilien und Notizen von Georg Grembs in: Universitätsbibliothek Salzburg, Sign. M I 49, 50, 51, 52, 53, 54.
  6. Syphilis-Kapitel in • Brandhuber Christoph, Tutsch-Bauer Edith: Kräuterkunst & Knochensäge. Medizin am Hof der Salzburger Barockfürsten. Mit Übersetzungen von Maximilian Fussl, Salzburg/Wien 2015 (= uni:bibliothek 5, hg. von Schachl-Raber Ursula), S. 74–77.
  7. Bauer Norbert (Hg.): Ärztebiographien (Gartner – Hartlieb) aus dem Elenchus quorundam Bavariae medicorum des Münchener Hofbibliothekars Andreas Felix von Oefele, Erlangen-Nürnberg (phil. Diss.) 1960, S. 36.
  8. Brandhuber Christoph, Tutsch-Bauer Edith: Kräuterkunst & Knochensäge. Medizin am Hof der Salzburger Barockfürsten. Mit Übersetzungen von Maximilian Fussl, Salzburg/Wien 2015 (= uni:bibliothek 5, hg. von Schachl-Raber Ursula), S. 81.

Literatur

• Bauer Norbert (Hg.): Ärztebiographien (Gartner – Hartlieb) aus dem Elenchus quorundam Bavariae medicorum des Münchener Hofbibliothekars Andreas Felix von Oefele, Erlangen-Nürnberg (phil. Diss.) 1960, S. 26–39.

• Brandhuber Christoph: Lateinische Barockinschriften in Oberösterreich, Salzburg (phil. Diss.) 2013.

• Brandhuber Christoph: Paris Lodron und Stift Nonnberg, in: MGSL 157 (2017), S. 97–106.

• Brandhuber Christoph, Tutsch-Bauer Edith: Kräuterkunst & Knochensäge. Medizin am Hof der Salzburger Barockfürsten. Mit Übersetzungen von Maximilian Fussl, Salzburg/Wien 2015 (= uni:bibliothek 5, hg. von Schachl-Raber Ursula), S. 74–81.

• Martin Franz: Hundert Salzburger Familien. Salzburg 1946, S. 296–298.