Pfefferkorn, Thomas (1885-1943)

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Pfefferkorn, Thomas (1885-1943)
Ordensname Gebhard
Geboren 8. 2. 1885 (Ludesch)
Verstorben 19. 6. 1943 (Pittsburgh, USA)
Orden OSM
Priesterweihe 15. 10. 1908
Quellen im AES Schematismus 1951, S.219

Thomas Pfefferkorn wirkte nur kurz in der Diözese Salzburg als Kooperator. Mit seinem Namen werden eine Reihe von Verbrechen in Mittersill, die für überregionale Aufmerksamkeit gesorgt haben, verbunden. Thomas Pfefferkorn, ehemaliger Priester des Servitenordens (als P. Gebhard), wurde am 8. Februar 1885 in Ludesch in Vorarlberg geboren, war 1904–1905 Novize in Volders bei Hall, empfing am 25. Oktober 1908 die Priesterweihe, war danach bis 1914 in Frohnleiten (Steiermark), Innsbruck, Rattenberg und Gutenstein bei Wien tätig und wurde 1914 in die Erzdiözese Salzburg aufgenommen. Seine erste Stelle in der Erzdiözese Salzburg war Siezenheim, wo er ab 1. Jänner 1915 Provisor war. Anschließend ging Thomas Pfefferkorn nach Brixen, wo er auch Gemeindesekretär war. Von 1918 bis 1920 war er Kooperator in Mittersill. Er ging nach seinen Verbrechen nach Rabitz/Tschechoslowakei, Valduna/Vorarlberg, Altenburg/Niederösterreich, in die Schweiz und schließlich 1925 in die Vereinigten Staaten von Amerika und hielt sich in New York, Baltimore (1926–1938), Mishawaka (Indiana) und Pittsburgh auf, wo er am 19. Juni 1943 verstarb. Pfefferkorn ließ seinen Namen gesetzlich zu Thomas Anton Korn ändern.

Die Ereignisse von Mittersill

Seit November 1919 wurde die Mittersiller Bevölkerung durch mehrere Verbrechen – Diebstähle (u.a. im Pfarrhof ), Brandstiftung (Ökonomiegebäude des Postwirts Schett), Drohbriefe und -plakate, Vergiftung von Hunden – in Atem gehalten. Durch diese Situation wurden viele Bürger in Mittersill verdächtigt und es kam zu gegenseitigen Verleumdungen unter der Bevölkerung und zu Verhaftungen. Erst ein Detektiv konnte den wahren Schuldigen festmachen. Es war der sich seit 1918 in Mittersill befindende Kooperator Thomas Pfefferkorn, der sich anfangs sehr gesellig gab und dem anfänglich großes Vertrauen entgegengebracht wurde. Zusätzlich verwunderte die Tatsache, dass Pfefferkorn bei der Familie Schett aus- und einging und als Familienmitglied galt. Anfänglich ging man von einem kommunistischen Attentat aus. Im Laufe der Ermittlungen wurden alle Verhaftungen, bis auf jene von Pfefferkorn, rückgängig gemacht, da alle Verbrechen auf den Kooperator zurückfielen. Nach einer Wohnungsdurchsuchung bestand kein Zweifel an der Schuld des Kooperators, denn in seiner Wohnung wurden Drohplakate, Diebesgut und Geld gefunden. Pfefferkorn wurde kurzfristig entlassen und ging in ein Kloster, doch beging er kurz darauf erneut Diebstähle. Der Kooperator verkaufte die gestohlenen Güter auf dem Schwarzmarkt, der in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg durch die steigende Armut und aufkommende starke Inflation aufblühte.

Pfarrer Rupert Rohrmoser fasste die Begebenheiten des Falles Pfefferkorn im Seelsorgebericht für das Jahr 1920 folgendermaßen zusammen: "Bedauernswert ist der Fall Pfefferkorn am Beginn des Jahres; erst nachträglich wurde offenbar, was er an Verleumdungen gegen den Pfarrer sich leistete, obwohl die Leute ihm nicht glauben wollten und wie ausgelassen und eines Priesters unwürdig sein Verkehr besonders mit dem jungen Volk war. Man hatte ihn gern und schwieg, nachher aber entrüstete man sich über sein Verhalten."

Der Prozess begann am 22. Dezember 1921 vor einem Schöffengericht. Der Kriminalfall erregte in der Öffentlichkeit großes Aufsehen. Die Anklage lautete auf öffentliche Gewalttätigkeit, Verleumdung und Diebstahl. Der Kooperator wies sämtliche Anschuldigungen von sich. Auch ein vorher gegebenes glattes Geständnis sei nur in der Aufregung geschehen. Am Ende des Verfahrens wurde Thomas Pfefferkorn vom Richter für die Diebstähle in Pfarrhof und Schule Mittersill, für die öffentliche Gewalttätigkeit, ausgehend von Drohbriefen an die Gemeinde-Vorstehung und die Familie Schett, und schließlich für Verleumdung schuldig gesprochen und zu achtzehn Monaten schweren Kerker verurteilt.

Nach absolvierter Haftstrafe kam er in die Anstalt Schernberg, versuchte, eine Stelle in den Diözesen Gurk und Triest zu bekommen, fuhr im Sommer 1922 nach Rom und hielt sich unerlaubterweise in Radfeld und Brixlegg auf. Er durfte Schernberg nur verlassen, um nach Schwarzach zu gehen. Für weitere Entfernungen holte er sich bei der Regentie stets die Erlaubnis. Er schien sich also zu bessern. Im Herbst 1923 erhielt Thomas Pfefferkorn aus Barmherzigkeit eine Stelle im Waisenhaus in Rabitz bei Winterberg/Tschechoslowakei. Er verletzte allerdings die Auflage, sich von der Bevölkerung fernzuhalten und zettelte eine Verschwörung an, worauf er mit 1. März 1924 entlassen wurde. Trotz all der Vergehen ersuchte Pfefferkorn immer um Unterstützung durch die Erzdiözese, etwa um Empfehlungsschreiben bei Bewerbungen. Angesichts der Taten von Thomas Pfefferkorn scheinen diese Bitten um Empfehlung als sehr dreist, doch war man sich in Salzburg bewusst, dass er hier nicht mehr eingesetzt werden konnte. Im Mai 1924 versuchte er bei Bundeskanzler Dr. Ignaz Seipel eine Intervention zu erwirken, dass die staatlichen Rechtsfolgen aus dem Prozess 1920 gnadenweise getilgt werden. Er erhielt aus Wien auch den Nachweis der Straflosigkeit. Somit konnte Thomas Pfefferkorn 1925 in die Vereinigten Staaten gehen, nachdem er auch in der Schweiz durch Lügen, Intrigen, Missbrauch und Diebstahl negativ aufgefallen war. Offiziell wurde er bis zu seinem Tod 1943 als ein sich im Ausland befindlicher Salzburger Diözesanpriester geführt.